Wie lässt sich das Potential der traditionellen Kräuterheilkunde der Lausitz besser verpacken?
Der Arznei- und Gewürzpflanzengarten Burg besteht seit 1992 und liegt im Biosphärenreservat Spreewald. Er umfasst ein Spektrum von über 600 Heil-, Gewürz- und alten Nutzpflanzen. Während diese Vielfalt einerseits einen überwältigenden Eindruck bietet, ist sie durch ihren schieren Umfang für den normalen Besucher auch kaum mehr überschaubar.
Im Gegensatz dazu ist das Sortiment im Verkaufsshop des Gartens recht beschränkt. Eine kleine Auswahl an Samen, Bücher, diverse Mitbringsel sowie verschiedene im Garten angebaute Teesorten. Unscheinbar und konventionell erscheinen auch die Verpackungen; insbesondere die Plastiktüten, in denen die Teemischungen angeboten werden, passen nicht recht ins Bild. Gibt es hier nicht viel bessere Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit für die Produkte zu erhöhen, ein Bewusstsein für Zusammenhänge zu schaffen und das Potential des Gartens wirklich zu nutzen? Kann man die Kräuter nicht in einem umfassenderen Sinne nutzen, der auch ihre Verpackung einschließt?
Das Projekt konzentrierte sich schließlich auf die Entwicklung einer ökologischen Alternative zu den bisherigen Teeverpackungen. Sie sollte unmittelbar auf den Rohstoffen des Gartens bzw. der Natur basieren, mit dem Inhalt harmonieren, nach Gebrauch sinnvoll und umweltverträglich weiterverwendet werden können und am Ende auch keinen Müll erzeugen. Den Schlüssel hierzu bot der Biokomposit-Workshop mit der Designerin Mareike Gast, bei dem u.a. deutlich wurde, welche enormen Stabilitäten mit natürlichen Materialien erzielt werden können. Aus einfachen, leicht erhältlichen und umweltfreundlichen Bestandteilen lassen sich ungewöhnliche und funktionale Objekte herstellen, die nicht nur in vielerlei Hinsicht nützlich sind, sondern auch noch reizvoll aussehen.
Meine Teeverpackung besteht aus den Bestandteilen der Brennnesselpflanze und lässt sich in ihrer zweiten Nutzung optimal als Badezusatz verwenden. Die Herausforderung bestand vor allem in der perfekten Rezeptur. Das Komposit aus Brennnesseln und natürlichen Bindern sollte sowohl die nötige Stabilität als Hülle gewähren als auch im Wasser leicht auflösbar sein. Zutaten wie Natron, Zitronensäure und Backpulver bewirkten einen leicht sprudelnden Effekt. Auch mit der äußeren Erscheinung wurde experimentiert. So ließ sich durch den Grad der Zerkleinerung und variable Mengenkombinationen von Blättern und Stängeln die Farbigkeit in einem großen Bereich beeinflussen.
Entstanden ist eine Serie schlichter Gefäße, die sich trotz gleicher Basisrohstoffe und Herstellungsmethode durch individuelle Einzigartigkeit auszeichnen. Ihren besonderen Charakter erhalten sie durch das Zusammenspiel der ungewöhnlichen, rohen Materialität und den damit kontrastierenden geometrischen Formen. Das Projekt versteht sich aber auch als Versuch, vorhandene Kreisläufe und festgefahrene Strukturen zu überdenken und neu zu interpretieren.
Katharina Stärck